Vergelegens neuer Weinmacher - Luke O’Cuinneagain
Aber es gibt Ausnahmen und eine davon ist sicher Vergelegen.
Den Anfang machen wir beim Weinmacher, denn selbst der ist bei Vergelegen noch ziemlich neu. Luke O’Cuinneagain nämlich übernahm erst vor ungefähr zwei Jahren den wohl berühmtesten Keller des Landes vom damals vielleicht berühmt berüchtigtsten Weinmacher, nämlich André van Rensburg. Warum Vergelegen ausgerechnet Luke O’Cuinneagain abwerben musste, und zwar von Glenelly (wo die Stelle zwischenzeitlich nicht weniger prominent nachbesetzt wurde) erklärt sich unter anderem wohl aus Luke’s Karriereweg. Der gleicht einem Weihnachtsbaum geschmückt, mit Spitzenweingütern weltweit und damit einem Erfahrungsschatz auf den wohl nicht viele Weinmacher zurückgreifen können.
Zwar tragen zumindest die meisten Vergelegen Rotweine heute jahrgangsbedingt noch Andrés Handschrift, aber auch die war ja durchaus künstlerisch und genügte von jeher allerhöchsten Ansprüchen.
Während Luke’s erste Vergelegen Weine erst langsam das Licht des Handels erblicken, hinterlässt er an anderer Stelle bereits tiefe Spuren in der Geschichte der Farm.
Vergelegens Weg zur Nachhaltigkeit
Eine der ersten Entscheidungen, die er traf, passte genau zu dem Ansatz den Vergelegen schon vor langer Zeit wählte, ohne das je marktschreierisch vor sich herzutragen. „Sustainability“, als Nachhaltigkeit ist dabei das Stichwort und die ist schon lange in die DNA der Farm eingebrannt.
Auf einer Fläche von 1400 m² wurden insgesamt 500 Solarpaneele sowie eine 1 MW Batterie installiert. Soweit wir wissen, ist Vergelegen damit die erste große Kellerei Südafrikas, die sich gänzlich beim Versorger abgemeldet hat.
Und was sagt Luke selbst dazu?
"Ich glaube, dass Nachhaltigkeit und Weinherstellung Hand in Hand gehen. Die Installation von Solarmodulen in unserem Weingut ist nicht nur eine praktische Entscheidung, sondern auch ein Bekenntnis zu unserer Umweltverantwortung und zur Herstellung außergewöhnlicher Weine. Es ist eine Win-win-Situation für unser Weingut und den Planeten."
Dass diese Denke aber nicht nur für den Keller, sondern auch den kleinen touristisch genutzten Teil und besonders den gigantisch großen Rest der Farm gilt, wird deutlich, wenn man weiß, dass hier seit vielen Jahren ein sehr ambitioniertes Programm zur Wiederherstellung der ursprünglichen Fauna und Flora läuft. Über ein Jahrzehnt wurden hier tausende invasiver Bäume und noch viel mehr andere invasive Pflanzen gefällt bzw. ausgerissen. Dazu läuft hier ein großes Zuchtprogramm für Elands (eine hier ursprünglich lebende große Antilopenart mit langen gekrümmte Hörnern) sowie eine Nachzüchtung der Quaggas, deren letztes bekanntes Individuum 1883 in Gefangenschaft verstarb.
Sie sind eine Unterart des Flächenzebras, das ursprünglich hier beheimatet war. Sie zeichneten sich durch ihr einzigartiges und charakteristisches Aussehen aus, hatten Streifen auf nur der Vorderseite des Körpers, während die Hinterseite eine streifenfreie bräunliche Farbe aufwies. Dieses auffällige Erscheinungsbild unterschied sie deutlich von anderen Zebras.
Das Schönste an all dem, zumindest für alle die, die Gelegenheit haben selbst hier vorbeizuschauen, ist, dass vieles davon mit unterschiedlichen Touren seit kurzem auch für Besucher erlebbar wurde. Wir durften letztes Jahr schon mal testen und waren anschließend ganz beseelt. War man früher auf den ebenfalls legendären Garten, bzw. Park und die Kellerei beschränkt, so kann man sich heute auch einen Eindruck von der umgebenden Natur verschaffen, die 2018 auch den Status als Nationalpark erhielt. Die lange Liste an Auszeichnungen und Zertifizierungen durch diverse Nationale und internationale Naturschutzorganisationen ersparen wir Ihnen an dieser Stelle.
Fazit: Hier schmeckt nicht nur der Wein, hier kommt auch die Natur zu ihrem Recht.
Anglo American, der Konzern hinter dem Weingut
Weil aber wie immer nicht alles Gold ist was glänzt sei hier der Fairness halber auch noch erwähnt, dass Vergelegen im Eigentum von Anglo American ist, und damit einem der größten Minenbetriebe weltweit:
Bei dem, was diese Industrie dem Planeten schon angetan hat, liegt vielleicht auch der Gedanke nahe, dass dieses Investment wirklich das Mindeste ist, was man erwarten darf, und dass man vielleicht nicht zu laut damit werben sollte, denn in diesem erweiterten Bezugsrahmen erscheint das an sich so vorbildliche Projekt schnell auch als Feigenblatt. Auf der anderen Seite, wer denn sonst, wenn nicht solche Konzerne hat die finanziellen Mittel etwas so Sinnstiftendes auch dauerhaft zu finanzieren?