10 Dinge, die man über Südafrika und seine Weine wissen sollte
(von Tim Atkin)
1. Südafrika ist mit einer Fläche von 93.021 ha der neuntgrößte Weinproduzent weltweit und der fünftgrößte der Neuen Welt, nach USA, Argentinien, Chile und Australien.
Die Rebfläche ist seit dem Höhepunkt 2006 rückläufig. Seit 2008 ist die Fläche um 8,2 % geschrumpft. Einer der Gründe dafür war die brutale Dürre, die drei Jahre lang angehalten hat, Weinberge starben aus Wassermangel. Außerdem steigen viele Weinbauern auf Alternativen zum Wein um, wie Obst, Tee oder Blumen, da dieses Geschäft sehr viel lukrativer ist.
Eben Sadie meint sogar: " Wir sind eine rückläufige Branche."
In den letzten beiden Jahren waren die Trauben kleiner und damit gab es auch viel weniger Traubensaft. 2005 war das letzte Mal, als so geringe Mengen produziert wurde. Das hat natürlich Auswirkungen auf den Preis sowohl beim Traubengut als auch auf den gepressten Saft.
Natürlich haben viele Weingüter ihre eigenen Rebstöcke, es gibt aber auch eine große Anzahl an Weingütern, die ihr Traubengut oder den Saft einkaufen, bzw. zukaufen. Hier kann es durch die sinkenden Mengen zu Lieferschwierigkeiten kommen.
2. Das Terroir wird ein immer wichtiger Faktor in Südafrika.
" Warum wollen wir im Massengeschäft mitspielen? Wir müssen anfangen zwischen den Charakteristiken unserer Regionen zu unterscheiden und auf die Spezialitäten hinzuweisen. Es geht darum, das regionale Terroir zu verstehen!" sagt Colyn Truter von Arendsig.
Das ist leichter gesagt als getan, denn viele südafrikanischen Weine werden geblendet und unter Multiregionalen und Gebietsangaben vermarktet, wie z.B. Western Cape, Coastal oder Cape South Coast.
Wie vier Terroir ist in einem Chenin Blanc, dessen Traubengut aus Breedekloof, Olifants River, Stellenbosch, Swartland und Wellington kam. Er mag wohl südafrikanisch schmecken, was aber nicht das Terroir widerspiegelt.
Massenwein ist das eine, aber die Besten vom Kap ist eine andere Sache. Wein anzubauen ist relativ einfach, Weltklasse Weine ist etwas schwieriger. Das Kap besitzt ein mediterranes Klima, mit kühleren Gegenden, was durch die Höhe oder die Nähe zum Atlantik oder dem Indischen Ozean kommt. Dadurch kann man am Kap nahezu alles anbauen, vom frischen Schaumwein, bis zum schweren Fortified!
Wenn man nun noch die riesigen Unterschiede der Erden anschaut, die zwischen Schiefer, Eisen, Granit, Sandstein und sogar ein wenig Kalkstein variieren wird das Bild noch komplexer.
Das Ganze noch umgeben von der erstaunlichen, einzigartigen Flora und Fauna, die das Kap so besonders macht.
So langsam kristallisieren sich aber Regionen und Stilrichtungen heraus, wo bestimmte Rebsorten besonders gut wachsen.
Chardonnay z. B. in Ceres, Elgin, Hemel en Aarde, Overberg und Robertson. Sauvignon Blanc in Constantia, Darling, Durbanville und Elim. Chenin Blanc in Citrusdal, Bot River, Breedekloof, Stellenbosch und Swartland. Pinot Noir in Elgin und Hemel en Aarde. Grenache in Paarl und Piekenierskloof, Shiraz in Darling, Greyton, Stellenbosch und Swartland und die Bordeaux Sorten, vor allem Cabernet Sauvignon in Frankreich ;-) und Stellenbosch.
Auch gibt es eine große Gruppe von Menschen, wie z. B. Rosa Kruger und ihre Initative der Alten Weine (Old Vine Project) die dem südafrikanischen Weinmarkt neuen, ernsthafteren Schwung geben.
3. Schwankende Jahrgangsqualitäten sind nicht ausschließlich ein europäisches Phänomen.
Südafrika, wie viele andere Neue Welt Wein Länder haben sich ein Image aufgebaut, das es nahezu keine Qualitätsschwankungen von Jahrgang zu Jahrgang gibt. Eigentlich war das nie ganz wahr- aber wie alle Verallgemeinerungen enthält auch diese einen Kern Wahrheit.
"In den 90ern waren alle Jahrgänge sehr ähnlich", meint Coenie Snyman von Rust en Vrede "aber in den letzten 10 Jahren waren die Jahrgangs Variationen phänomenal. Wenn man heutzutage mit Estate Weinen arbeitet, erwartet man die Unterschiede. Die letzten sechs Jahre waren eine beispiellose Achterbahnfahrt für südafrikanische Weinproduzenten."
Es ist immer schwierig über Konditionen am Kap zu sprechen, ein Jahr, das fantastisch für Elgin war, war vielleicht im Swartland kompliziert und umgekehrt. 2014 war kalt und nass, 2015 trocken und warm, dennoch ausgeglichen, 2016 war sehr heiß und alles war sehr früh; 2017 war trocken und alles war rechtzeitig und pünktlich, erzählt Chris Keet von Keet Wines.
2018 wurde schwer von der Dürre getroffen und das Traubengut war winzig, doch am Ende stellte es sich als konzentriert und gut heraus. 2019 war einer der schwierigsten Jahrgänge der letzten 20 Jahre, man kämpfte mit Fäulnis und ungleichmäßige Reifung.
2015 und 2017 sind für Keet die besten Jahrgänge des Landes, gleich nach 1997, 1999, 2003 und 2009.
4. Die Klimaveränderung verändert südafrikanische Weine und wird sie weiterhin verändern!
Charles Back von Fairview glaubt, dass alles 2014 begann. Das war der letzte feuchte Winter, seitdem ist alles dramatisch.
"Ja, es gab schon heiße, trockene Jahre, aber nichts Vergleichbares wie 2016 bis 2018."
Im Moment sieht alles wieder besser aus, die Dämme sind gefüllt und die Angst, dass die Hähne trockenfallen ist gebannt.
Es mag sein, dass sich die Weinberge erst erholen müssen, sie sind traumatisiert und haben gelitten. Viele sind sogar gestorben.
Aber die große Frage ist doch, wie geht es weiter?
Dr.Tara Southey von der Universität Stellenbosch sagt bis 2050 eine Erwärmung von 2°C-3°C im Inland und 1,5°C an der Küste voraus. Was bedeutet, dass die meisten Rebsorten, außer Chenin Blanc, die sich sehr gut anpassen kann, leiden werden. Die Lösung, neue Rebsorten pflanzen, oder neue Anbaugebiete!
Was die neuen Rebsorten angeht, hat das Gen Z Vineyard Project Demo Grundstücke über das gesamte Western Cape verteilt um das Verhalten, verschiedener Rebsorten, Klone, Aufzuchtsysteme, Pflugtechniken oder Schutzabdeckungen zu erforschen.
Die neuen Rebsorten sollen mit extremer Trockenheit umgehen können und trotzdem ihre natürliche Säure erhalten.
All dies wird von der Weinindustrie und nicht von der Regierung bezahlt.
In neuen Regionen werden sich in höher gelegenen Gegenden ansiedeln. Teilweise haben sich dort schon Farmenbesitzer niedergelassen. Regionen wie Ceres Plateau, Kaaaimansgat, Langeberg- Garcia, Piekenierskloof, Sutherland oder näher am Meer, Bamboes Bay, Darling, Elim, Riversdale, Sondagskloof oder Stanford. Das sind ebenfalls Regionen, mit mehr Regen im Sommer.
Man wird mehr Wein in Regionen anbauen, wo es natürlichen Regen gibt und man nicht auf künstliche Bewässerung angewiesen ist. Regionen wie zwischen Elgin und Elim. Das wird allerdings nur passieren, wenn Farmer mit Wein mehr verdienen können als mit dem Apfelanbau, wie bisher.
5. Vielfalt ist das Salz in der Suppe.
So ist es auch in Südafrika. In den letzten acht Jahren hat sich die Rebsorten Vielfalt am Kap kaum verändert. Chenin Blanc 18,5%, Colombar 11,6%, Cabernet Sauvignon 11%, Sauvignon Blanc 10,3%, Shiraz 10,2%, Pinotage 7,3%, Chardonnay 7,2%, Merlot 5,8%, Cinsault 1,8%, Muscat d'Alexandrie 1,8%, Pinot Noir 1,8%, Muscat Blanc 0,9%, Cabernet Franc 0,9% und Viognier 0,8%
Sauvignon Blanc ist wohl die erfolgreichste Rebsorte am Kap, sowohl bei der Beliebtheit als auch bei der Profitabilität.
Wenn man diese bekannten 14 Rebsorten zusammenzählt bleiben nur noch 7,2% für die anderen 72 Rebsorten, die man Kap der guten Hoffnung wachsen.
Südafrika hat lange nach Frankreich geschielt, was die Rebsorten angeht. Nun ist es wohl an der Zeit nach anderen Ausschau zu halten, Italien, Spanien, Portugal hat eine Riesen Bandbreite, die sicher auch auf südafrikanischem Boden gedeihen kann. Corlea Fourie Bosman meint, "Südafrikas Rebsorten Landkarte ist lange noch nicht erschöpft". In diesen vielen Mikro Klimatas und Böden können alle Rebsorten sehr gut gedeihen.
6. Chenin Blanc ist Südafrikas großartigste Rebsorte.
Die Loire mag vielleicht nicht zustimmen, doch es ist Fakt, das Südafrika weltbeste Chenin Blancs hervorbringt - mit einer enormen Bandbreite an Mineralität, tropischen Früchten, straff, von süß zu trocken oder Schaumweine.
In den 60er Jahren wurde sie als das Zugpferd der Weinindustrie gepflanzt. Oftmals in nicht ganz passenden Regionen und wurde zu Branntweinproduktion benutzt.
Das Gute daran ist, das nun ein großer Anteil alter Rebstöcke, über 35 Jahre alt, Chenin Blancs sind.
Die echten Top Weißweine des Landes sind Chenin Blancs, alleine oder als Blend.
Ein entscheidender Faktor der besten Kap Chenins ist, das sie sehr gut auf der Flasche reifen können. Die Rebsorte hat gute natürliche Säure und südafrikanische Weinmacher haben gelernt, wie man sie besser behandelt. "Entweder indem man sie etwas früher pflückt, oder in wärmeren Regionen, durch längeren Kontakt mit der Schale, um so einen frischeren Eindruck im letzten Drittel der Zunge zu erhalten", wie Thinus Krüger, von Fram es ausdrückt.
Vor 30 Jahren hatten südafrikanische Weißweine eine Lebensdauer von einem bis zu drei Jahren. Heute verstehen die Weinmacher die Rolle von Sauerstoff und pH-Wert viel besser.
7. Syrah hat ein neues zu Hause, weg von zu Hause gefunden.
Cabernet Sauvignon und Bordeaux Blends sind wohl Südafrikas meist beachtete Rotweine. Da hat die Stellenbosch Cabernet Collective gute Arbeit geleistet.
Tim Atkin würde Syrah noch vor Pinot Noir in der Hackordnung auf die Liste der besten Weine stellen. 20 seiner besten 161 Top Weine waren Syrahs. Nur Chenin Blanc hat diese Zahl überholt. Vor allem das Swartland und Stellenbosch taten sich besonders hervor.
Shiraz und Syrah sind natürlich Synonyme. Sie werden oft auf Labels in Australien verwendet, um eine stilistische Präferenz zu vermitteln.
Shiraz ist eher reifer, kühner und eichenlastiger (amerikanische Fässer). Syrah ist eher Nordrhone artig. Die Trauben stammen von kühleren Standorten oder werden früher gepflückt. Der Alkoholspiegel ist niedriger und Wein ist frischer und es wir weniger neue Eiche verwendet. Das sind keine Extreme, sondern nur marginale Einordnungsversuche auf einer Skala.
Es gibt nach wie vor Shiraz aus wärmerem Klima, wie z.B. aus Paarl, Swartland Tulbagh und Wellington, wenn man diesen Stil bevorzugt.
In Südafrika entwickelt sich das Verständnis für Shiraz noch und er ist noch relativ neu in Bezug auf Massenattraktivität.
Es gibt sie schon seit dem 17. Jahrhundert, doch erst in den jüngeren Tagen erkennt man das enorme Potential dieser Rebsorte.
8. Möglicherweise hat die neue Welle einen Höhepunkt erreicht.
Die wohl wichtigste Bewegung der Weinszene nach der Apartheid war die junge Gruppe der "Young Guns". Manche von Ihnen sind etwas grauer geworden als vor 25 Jahren- naja, wer ist das nicht- und mache von Ihnen waren 1994 noch nicht mal auf der Welt. Aber dieser lose Zusammenschluß, kleiner Produzenten und Visualisten hat Grenzen überschritten, über den Tellerrand hinausgedacht, Regeln gebrochen und hat die südafrikanische Weinwelt auf den Kopf gestellt.
Es ist schwierig sich vorzustellen, wie das Weinleben ohne Chris Alheit, Adi Badenhorst, Peter-Allen Finlayson, Richard Kershaw, Miles Mossop, Sam O'Keefe, Donovan Rall, David und Nadia Sadie, Eben Sadie, John Seccombe, Duncan Savage und Pieter Walser aussehen würde.
Sie haben dazu beigetragen, die Industrie zu transformieren.
"Die neue Welle Bewegung hat ihren Höhepunkt erreicht", sagt Thomas Webb von Thelema. " Neu und anders ist nicht mehr genug. Menschen wollen Konsistenz, Geschichte und einen vernünftigen Nachlass. Ansonsten, wo bleibt die Substanz?"
Eine gewisse Konsolidierung wird sicher nicht zu vermeiden sein.
Die meisten „Young Guns“ kaufen Ihre Trauben bei anderen Produzenten. Zuletzt allerdings war, wegen der Dürre am Kap, die Nachfrage größer als das Angebot. Viele Marktteilnehmer sind auf der Jagd nach dem besten Lesegut sagt André Bruyns von „City on a Hill“ und Alex Dale Dale von Radford Dale fügt hinzu, dass viele davon nun bereit sind höhere Preise zu akzeptieren. Ein weiteres Risiko dieses Geschäftsmodells besteht darin, dass der Traubenlieferant den Erfolg seiner Trauben unter einem fremden Label sehend, diese lieber wieder selbst verarbeitet.
Obwohl ich jedes Jahr einen ganzen Monat in Südafrika bin fällt es mir schwer den Überblick über die „Neue Welle“ zu bewahren. Viele versuchen vom Reiz des Neuen zu profitieren das viel leichter zu vermarkten ist als Beständigkeit sagt Peter-Alan Finlayson von Crystalum und Gabrielskloof. Aber natürlich sind nicht alle diese Weine gut und schon gar nicht herausragend. Viele sind einfach auch schlecht gemacht und, was in Südafrika eine Seltenheit ist, überteuert. Ein minimal invasiv gemachter Wein, natürlich auf der Schale vergoren für mehr als 40,- € ist nun mal nicht jedermanns Sache.
James Downes von Shannon, dessen ausgezeichnetes Lesegut sich extremer Nachfrage erfreut ist überzeugt, dass die Quelle der Trauben über den Erfolg in der Zukunft entscheidet. Die Preise gefragter Parzellen werden steigen wenn auch längst nicht auf das Niveau in anderen Teilen der Welt.
Versuchen Sie doch mal sich als Young Gun sich im Burgund oder im Nappa Valley zu etablieren.
Kurz gesagt, es wird immer härter Fuß zu fassen, besonders wenn man die Kosten für Vertrieb und Marketing sowie die notwendigen Reisekosten mit einrechnet.
Drei mögliche Lösungen gibt es um sein Überleben zu sichern:
- ein mittel- bis langfristiger Lieferkontrakt für erstklassiges Lesegut
- Eine Abrechnung nach Zahl der Hektar statt nach Gewicht, was dem Farmer ein Einkommen auch in ernteschwachen Jahren garantiert und dem Weinmacher mehr Kontrolle über die Bewirtschaftung der Fläche.
- Sein eigenes Land zu besitzen
Dass Problem bei letzterem erklärt Duncan Savage ist die Tatsache, dass man nicht einfach kleine Flächen kaufen kann. Man muss ganze landwirtschaftliche Einheiten erwerben, mit einer Mindestgröße von 20 Hektar. Ein Überbleibsel aus der Apartheid, dass die Zersplitterung von Farmland verhindern sollte. Kaum ein junger Weinmacher aber kann sich das leisten.
Die besten der „New Wave Winzer“ werden überleben und Erfolg haben, entweder weil Ihnen Ihr Land gehört oder weil Sie langfristig belastbare Lieferantenbeziehungen aufgebaut haben. Zusätzlich werden Sie starke Marken etablieren müssen, um Ihr Überleben zu sichern.
Weinmachern, die nichts davon haben und auch keine Festanstellung in einer großen Kellerei, blicken in eine mehr als ungewisse Zukunft.
Mag Eben Sadie auch sämtliche Trauben für seine Old Vine Serie per Handschlag kaufen so ist er hier, wie auch in vielen anderen Bereichen die absolute Ausnahme.
9. Südafrika braucht mehr mittelpreisige Weine.
Viele der besten südafrikanischen Weine werden nur in Kleinstmengen produziert, was es schwer macht sie zu finden. Andere findet man im internationalen Markt als Sammlerstücke.
Südafrikanischer Wein ist im Moment zu billig! Tim Atkin hat 2118 Weine in seinem Report bedacht, nur 33 davon werden für über 1000 Rand (ca. 62 €) verkauft.
Es ist wichtig, dass Südafrika zeigt, dass es mit den besten Weinen weltweit mithalten kann. Trotz allem betrifft dies einen sehr kleinen Teil der Industrie. „Was wir dringend in Südafrika brauchen, ist nicht noch mehr teurer Wein, sondern Weine im preislichen Mittelfeld. Es sind nicht die Weine für 1000 Rand, die wir brauchen, sondern der Markt braucht Weine für 300-400 Rand,“ sagt Eben Sadie. „Das hätte einen großen Einfluss auf die Industrie!“
„Ab 150 Rand die Flasche kann man seine Arbeiter vernünftig zahlen und in sein Geschäft zurück investieren. Wir müssen die Menschen in unserem Land vernünftig ausbilden, um unser Land neu aufzubauen.“
Es gibt eine Menge sehr gute Marken, die dieses Mittelfeld bedienen. Marken wie Boekenhoutskloof (The Chocolate Block), Bellingham, Boschendal, Kanonkop, Ken Forrester, Kleine Zalze, KWV, La Motte, Radford Dale, Rupert& Rothschild, Simonsig, Spier oder Warwick die alle nicht umsonst profitabel arbeiten.
Südafrika braucht mehr davon, denn im Moment liegt der Fokus noch immer auf billigem Wein.
85% der einheimischen Verkäufe liegen unter 48 Rand (ca.3€), im internationalen Markt sieht es nicht sehr viel besser aus. 60% des Weins kommt in Bulkware an und verschwindet anonym oder in Eigenmarken. Südafrika hat neben Ungarn, Spanien, Bulgarien und Moldavien die niedrigsten Exportpreise.
Durch die drei Jahre anhaltende Dürre und die niedrigere Erntemenge waren viele Weingüter gezwungen ihre Weine ohnehin teurer zu machen. Selbst wenn sich das wieder normalisiert, sollte man die Preise höher halten.
Auch hat der schwache Rand dazu beigetragen, dass der Weinbestand im Land ausgeluscht ist. Die Anpassung findet jetzt langsam wieder statt.
Vor fünf Jahren konnte man einen sehr guten Cabernet Sauvignon aus Stellenbosch für 5000 Rand die Tonne erwerben. Heute liegt der Preis bei 15000Rand.
Werden die Importeure, die Wiederverkäufer und die Konsumenten dazu bereit sein mehr für Weine vom Kap zu zahlen?
Das hängt von vielen Faktoren ab, aber so kann die südafrikanische Weinindustrie nicht weitermachen.
Es wird wohl ein schmerzhafter Transformation Prozess werden.
10. Und wie geht es weiter?
Danie Steytler Junior ist weder Pessimist noch jemand, der sich zu extremen Statements hinreißen lässt. Aber wenn er einem tief ins Auge schaut meint er: “Weinanbau in dieser Form ist nicht nachhaltig“.
Die Zahlen stimmen einfach nicht!
Vor 15 Jahren haben die Menschen altes Geld mitgebracht, um eine Farm am Leben zu erhalten, dieses Geld ist nun aufgebraucht!
Es ist kein Wunder, dass Farmer auf andere Früchte umsteigen oder ganz verkaufen. Die vermehrten Vorfälle von Überfällen und Mord an Farmern hilft auch nicht dabei, dass Menschen unbedingt Farmer werden wollen.
Zitrusfrüchte und Äpfel bringen fünfmal soviel ein, wie Wein.
Willie Dreyer von Leeuwenkuil meint: „Seit 1999 sind die Preise für Wein nur kaum merklich gestiegen, die Produktionskosten haben sich allerdings in jeder Dekade verdoppelt.“ Er erinnert sich, dass er, als er 1982 anfing, 10 Tonnen Trauben verkaufen musste, um einen Pickup zu kaufen. Heute muss er 35 Tonnen verkaufen.
Carina Gous, Marketingdirektor von Distell meint: „Ein Teil des Problems ist, das Wein auf dem Inlandsmarkt zu billig ist. Und die großen Importeure in den Startlöchern stehen, um Bulkwein aus Spanien und Argentinien zu importieren, um die Preise niedrig zu halten.“
Dürre oder keine Dürre, man wird sich von mehr Weinbergen trennen müssen, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Rico Basson von Vin Pro meint dazu, dass das Ziel sein sollte, bis 2023 die Weinländer um ca. 1500 ha, auf 87000 ha zu schrumpfen.
Wird es einen Bonus für die Weingüter geben, die alte oder ertragsniedrige Weinberge behalten. Wenn nicht, warum sollten sie sie behalten?
Welche Rebsorten soll Südafrika behalten und welche entfernen?
Es heißt schwierige Entscheidungen treffen!
Viele andere Faktoren liegen nicht in den Händen der Weinindustrie, wie der Wechselkurs, politische Unsicherheiten, sowohl in Südafrika als auch weltweit, der Handel mit anderen Ländern, vor allem UK, das das wichtigste Exportland für Südafrika ist. Landreformen, Transformationen, die Gesundheitslobby, Konsumenten Trends, Kriminalität, Wasserversorgung und Klimawandel…..
Niemand hat je gesagt, dass der Anbau von Trauben und Weinmachen einfach ist!