Eine gute Woche nach dem verheerenden Unwetter hier am Kap liegen weiter viele Wege und Straßenränder voll mit Blattwerk. Dabei ist alles vom kleinen Ast bis zu 30m hohen Baumriesen. Die, die quer über die Straßen lagen sind wenigstens teilweise zerkleinert und an den Rand bugsiert. Bis hier aufgeräumt ist wird es etliche Wochen dauern. Handwerker sind seit Montag vor einer Woche nicht mehr zu bekommen. Überall wird repariert geflickt, gehämmert gemauert und Dächer werden neu gedeckt. Abgesehen davon geht das Leben weiter wie immer und wir haben Gelegenheit zu unserem geplanten Thema der letzten Woche zurückzukommen. Stellenbosch exklusiv was die Weine im Angebot betrifft und zu Fuß, weil wir uns nach all den Jahren endlich aufgerafft haben zu einem geführten Spaziergang durch die Altstadt. Davon wollen wir Ihnen gleich erzählen.
Stellenbosch mit Führerin Juliana
Denn just am Tag vor dem großen Sturm hatten wir uns nach vielen Besuchen und insgesamt etlichen Jahren am Kap endlich aufgemacht zu einer Führung durch die Altstadt, sprich den Stadtkern von Stellenbosch.
Hunderte Male sind wir an all den vielen historischen Gebäuden vorbeigefahren und haben die Atmosphäre genossen. Immer ohne zu wissen was es damit auf sich hat, aus welcher Zeit sie waren und wer sie einst gebaut hatte.
Stellenbosch Museum
Vor dem Stellenbosch Museum im Herzen der Stadt trafen wir unsere Führerin Juliana, die uns zunächst erklärte, dass der Name Stellenbosch zurückgeht auf Simon van der Stel, den ersten Gouverneur der Kap Kolonie.
Er gründete die zweit älteste Stadt Südafrikas nach Kapstadt 1679 noch ehe er 1691 zum ersten Gouverneur der Kap Kolonie ernannt wurde. Übersetzt heißt Stellenbosch so viel wie „(van der) Stel’s Busch“. Was den Flecken aus seiner Sicht so reizvoll machte war neben der geschützten Tallage das fließende Wasser aus den Bergen und die Fruchtbarkeit der Böden von der wir auch heute noch profitieren.
Startpunkt der Tour war das „Schreuderhuis“, das älteste bekannte und restaurierte Stadthaus in ganz Südafrika. Als eines von insgesamt fünf Häusern ist es Teil des Stellenbosch Museums im Herzen der Stadt.
Originalgetreu restauriert und eingerichtet vermittelt es einen guten Eindruck vom Leben eines gehobenen Angestellten im frühen 18. Jahrhundert als Sebastian Schreuder Gerichtsbote war. Bei der gar nicht so kargen Einrichtung fällt als erstes auf wie klein die Möbel sind. Man könnte meinen die Menschen in dieser Zeit wären kleinwüchsig gewesen. Tatsächlich aber sind die kurzen Tisch- und Stuhlbeine der Tatsache geschuldet, dass der Boden, eine Mischung aus Lehm und Kuhdung, ewig feucht war und die Holzmöbel angriff. Die wurden deshalb alljährlich etwas eingekürzt und am Ende wirklich klein. Bei schlechtem Wetter und im Winter muss es kalt und dunkel gewesen sein darin, denn die Fenster waren nicht aus Glas, sondern mit Stoff bespannt. Deutlich wurde auch, dass die Menschen Ihre Häuser immer auch mit Ratten teilten……auch sie liegen dort bis heute im Regal, wenn auch ausgestopft.
Von dort ging es weiter zu unterschiedlichen Orten und Häusern innerhalb der eigentlich nur wenige Blöcke großen historischen Innenstadt aus der Gründerzeit. Die einzelnen Stationen und Geschichten, so spannend und vielfältig sie auch sind, sprengen leider bei weitem den Rahmen dieses Newsletters, deshalb hier nun nur noch ein paar Daten und Fakten im Schnelldurchlauf und als Anregung sich selbst aufzumachen um Stellenbosch auf zwei Beinen zu erobern.
Stellenbosch in Kürze
- Stellenbosch wurde gegründet als landwirtschaftlicher Außenposten zur Versorgung der Schiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie
- Brannte insgesamt drei Mal ab und entwickelte sich doch schnell zum Zentrum der Südafrikanischen Trauben und Weinindustrie
- Die Kerze als essbare Tischdekoration in Bertus Bassons Restaurant Eike ist von folgendem historischen Brauch inspiriert:
Sie erinnert an die Wartekerze auf den Farmen der Gründerzeit, als der Bauer eine Kerze anzündete, wenn ein Freier kam, um seine Tochter zu besuchen. Der Freier musste gehen, wenn die Kerze abbrannte, also bekam ein beliebter Freier eine größere Kerze!" - Stellenbosch ist Heimat für insgesamt 10 südafrikanische „Champion Trees“. Einer davon eine 1826 gepflanzte „Norfolk Island Pine“ nur rund 150 m. vom Museum auf dem Gelände des Theologischen Fakultät
- Ist als Hauptstadt der Cape Winelands Teil des UNESCO Weltkulturerbes
- Beherbergt mit dem 1686 erbauten Oude Werf Hotel das älteste durchgehend als solches betriebene Hotel Südafrikas.
- Bei einer frühen Erweiterung desselben wurden die Fundamente der ersten Kirche Stellenboschs überbaut die 1710 beim ersten großen Feuer abbrannte.
Sie wurden erst kürzlich bei der Restaurierung der Hotelküche wiederentdeckt und sind seither über eine Treppe im Restaurant des Hotels zugänglich. - Viele der historisch wertvollen Gebäude der Stadt gehören heute der von Dr. Anto Rupert gegründeten „Stellenbosch Heritage Foundation“. Die Stiftung, an der sich zwischenzeitlich viele der größten Konzerne des Landes beteiligt haben,
kauft historisch gesehen wertvolle Gebäude, Restauriert sie originalgetreu und vermietet sie anschließend. Diesem visionären Konzept hat die Stadt viel zu verdanken.
All das und Vieles mehr erfahren Sie, wenn Sie sich bei Ihrem nächsten Besuch selbst aufmachen. Wir empfehlen Stellenbosch on Foot