Ein außergewöhnlicher Jahrgang 2020
Laut einem Bericht, der im April von den Branchenverbänden SAWIS, Vinpro und WoSA veröffentlicht wurde, erwartet die südafrikanische Weinindustrie trotz der erschwerten Ernte durch die Corona Pandemie einen außergewöhnlich starken Jahrgang.
Dennoch besteht unter den Produzenten eine drohende Angst, da sie durch das strenge Verbot für alkoholische Getränke während des Lockdowns und die damit verbundenen Exportbeschränkungen starke Umsatzeinbußen befürchten.
„Ist es nicht ironisch, dass die COVIT 19 Krise mit einem der besten Jahrgänge seit Jahren zusammenfällt,“ meint Carolyn Martin, Mitinhaberin von Creation Wines.
SAWIS schätzt, dass die Weinernte 2020 nur unerheblich größer sein wird als die in den vorherigen Jahrgängen. Auch Conrad Schutte, Manager bei Vinpro führt die Ernte auf die kleine Beerengröße zurück, die eine Folge der Dürre der letzten Jahre ist. Allerdings haben kleinere Beeren auch eine höhere Geschmacks- und Farbkonzentration, was sich in einer außergewöhnlichen Qualität der Weine niederschlägt!
Und was sagen die südafrikanischen Weinproduzenten dazu?
Colea Fourie, Weinmacherin von Bosman Family Vineyards in Wellington spricht von einer traumhaften Ernte. „Wir haben charaktervolle Qualitäten, sogar mit niedrigen Zuckerwerten, besonders beim Chenin Blanc. Véraison (der Beginn der Reifung) begann früh, war schnell und in den meisten Fällen schienen weiße und rote Sorten zusammen zu reifen.“
Bosmans Ernte war später als gewöhnlich, aber die Reifedauer war kürzer, was bedeutete, dass Bosman mehr als je zuvor pressen musste.
In Bosmans Anbaugebiet Hemel en Aarde war das Traubengut nahezu tadellos und kerngesund!
Die Ernte von La Motte ist etwa 25% höher als 2019. Kellermeister Edmund Terblanche führt dies auf jüngere Weinberge zurück, die mehr Früchte tragen. Vor allem beim Merlot und dem Sauvignon Blanc war die Tonnage pro Hektar höher.
Er glaubt, dass die Weinberge gut auf die rechtzeitige Bewässerung und die zusätzliche Düngung, die nach der Dürre nötig waren, reagiert haben.
„Insgesamt ist es ein gutes Jahr. Wir hatten ein großes Volumen und es gab keine negativen Bedingungen, die die Qualitäten hätten, beeinträchtigen können.“
Lothian Vineyards in Elgin ist begeistert und spricht von einer fabelhaften Ernte mit einer sehr guten Traubenqualität. Lothian arbeitet erstmals in einem funkelnagelneuen Keller, mit blinkenden Edelstahltanks und neuen französischen Eichenfässern.
Luke O’Cuinneagain, Weinmacher bei Glenelly in Stellenbosch spricht von einem interessanten Jahrgang 2020, einem Jahrgang voller Extreme. Für seine ungeholzten Chardonnays sieht er eine feine Aromatik, mit viel Frische und sauberen, klaren Aromen.
Der Cabernet Franc wir eine sehr gute Balance haben, mit viel Frucht und mineralischen Tönen.
Der Merlot kommt mit einer enormen Frische und einer atemberaubenden Frucht.
Mit dem Shiraz hatten sie ein paar kleine Probleme, die ausgebügelt sind und wir uns auf einen vollen, eleganten Wein freuen können.
Cabernet Sauvignon wurde direkt nach dem Shiraz geerntet, was sehr ungewöhnlich und früh war. Corona bedingt musste der Verarbeitungsprozess etwas angepasst werden und das war das Glück. Er entwickelt sich wunderbar ausbalanciert, elegant und frisch.
Petit Verdot wird elegant, in guter Balance und Struktur.
Auch Glenelly kann bestätigen, dass die Beeren klein waren und dadurch weniger Saft gewonnen werden konnte. Dadurch erreichte er eine gute Tannin Struktur und feine Balance.
David Sadie, Weinmacher von David & Nadia Wines, hatte volumenmäßig die größte Ernte seit 5 Jahren, wie die gesamte Region Swartland.
Aber es kann noch besser werden, die Rebstöcke leiden immer noch unter der Dürre der letzten Jahre.
Phillip Retief von Van Loveren Family Wines in Robertson berichtet von einer signifikant geschrumpften Ernte um 15 %. Allerdings werden die Rotweinqualitäten außergewöhnlich werden. „Wir haben es geschafft, den perfekten Reifegrad zu erreichen. In den letzten Jahren hatten wir das Pech von spätem Regen und es war schwierig das passende Zuckerniveau zu erreichen!“
Die Ernte war in ganz Robertson geringer, durch den anhaltenden Wassermangel.
Das setzt sich leider in die Klein Karoo fort, die nach wie vor mit der Dürre zu kämpfen haben.
Ken Forrester aus Stellenbosch hatte eine gesunde Ernte 2020, mit ausgewogenen Analysedaten. Einige Sorten hatten etwas mit der Reifung zu kämpfen.“ Für Ken war der später Regen, der im Frühjahr in Stellenbosch fiel, perfekt abgestimmt und sehr vorteilhaft für die Entwicklung der Weinberge.
Ken meint 2020 könnte ein perfektes Weißweinjahr sein.
Die Herausforderungen des südafrikanischen Weinjahres 2019/2020
Loadshedding, das Unwort der letzten Jahre in Südafrika. Das ist die stundenweise Zuweisung von Strom, bis zu dreimal am Tag wurde zu Peak Zeiten der Strom für zwei Stunden abgestellt. Vor allem im Hinblick auf das Kühlmanagement oder Presszyklen kam es zu Schwierigkeiten in den Kellern. Dadurch wurde viel Zeit verschwendet, anderweitig Energie verbraucht, durch die Generatoren und Maschinen gingen durch das unkontrollierte hoch und runter fahren kaputt.
Der frühe Regen in der Saison, in Robertson zeigte leichte Anzeichen von Fäulnis, die man glücklicherweise wieder in den Griff bekommen hat.
Starker Regen und Hagel im Januar machten das Leben der Weinbauern in den Regionen Overberg und Agulhas schwer.
Andere Regionen hatten mit etwas zu wenig Wasser zu kämpfen. Durch den Mangel an Bewässerungswasser, aus dem gereinigten Abwasser aus Kapstadt kam es zu größeren Herausforderungen.
Und jetzt COVIT-19 und der Lockdown zur Ernte. Die Ernte war zum großen Teil noch nicht eingebracht und wenn sie schon im Keller waren, waren sie noch nicht verarbeitet. Da kam die Anordnung von der Regierung, dass die Arbeiten mit sofortiger Wirkung eingestellt werden müssen.
Erst nach einem Einspruch der Weinindustrie, die immerhin knapp 300.000 Menschen Arbeit gibt wurden die Einschränkungen für kurze Zeit gelockert.
Mit minimaler Mitarbeiterratio wurden die Ernten eingebracht, zumindest die, die schon reif dafür waren. Es wurden erst einmal die nötigsten Kellerarbeiten verrichtet und man verschwand im Lockdown. Bei vielen Weingütern war es nur der Weinmacher selbst, der den Weinprozess beobachtete und handelte.
Mehr Zugeständnisse gab es nicht von der Regierung! Eine ziemliche Herausforderung!
Und trotz all dieser Hürden sind die südafrikanischen Weinbauern positiv und schauen mit Stolz darauf, was sie geschafft haben und was sie in Zukunft mit Mut, Tatkraft, Entschlossenheit und Innovation schaffen werden.
Der erste Schritt ist schon einmal gemacht, der Jahrgang 2020 wird ein herausragender Jahrgang.