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Bewegungen auf dem südafrikanischen Wein Markt

Heineken möchte Wachstumschancen in Afrika erschließen, und das etablierte Vertriebs- und Marketingnetzwerk von Distell auf dem Kontinent ist wirklich attraktiv. Wird Nederburg weiter existieren, wenn der Deal zustande kommt? Wer weiß, aber wenn ja, wird der Fokus sicherlich auf der Skalierung von Edelrood liegen, der roten Mischung, die für etwa 100 Rand pro Flasche verkauft wird, anstatt mehr kleinvolumige Ultra-Premium-Weine herzustellen. Die beiden Top-Angebote von Nederburg, nämlich Two Centuries und Private Bin, wurden bereits in einer einzigen Ebene mit dem Namen "Private Bin Two Centuries" zusammengefasst. Kaum das eleganteste Branding aller Zeiten…

Es wurde oft genug darauf hingewiesen, dass die südafrikanische Weinindustrie durch zu viele Mikrokeller (weniger als 100 Tonnen Vinifikation) beeinträchtigt wird. Die meisten kleinen Produzenten haben Mühe, einen ausreichend hohen Preis pro Flasche zu erzielen, um wirtschaftlich nachhaltig zu sein und begrenzte Mengen erschweren den Markenaufbau, da nicht genügend Weintrinker die betreffenden Weine jemals erleben können.

Wer schafft es also, die notwendigen Skaleneffekte zu erzielen und gleichzeitig genügend Markenwert aufzubauen, um über die Einstiegsklasse hinaus ein Global Player zu sein? Boekenhoutskloof war erfolgreich mit Chocolate Block, von dem ungefähr 750 000 Flaschen hergestellt und für 250 Rand pro Flasche, auf dem südafrikanischen Markt verkauft werden. Aber es gibt nur wenige andere Beispiele. Chateau Libertas für rund 60 Rand pro Flasche wurde über Jahrzehnte von Distell verramscht, während Roodeberg für 100  Rand pro Flasche bei KWV das gleiche Schicksal erlitten hat.

Etwa wie Paul Sauer von Kanonkop mangelt es nicht an Bekanntheit, aber die Produktion für den neuen Jahrgang 2018 beträgt grade mal 42.000 Flaschen. Mager im Vergleich zu den klassifizierten Gewächsen aus dem Bordeaux. Auch Klein Constantia verlangt für seinen Vin de Constance zu Recht einen Premium Preis. Die aktuelle Version kostet 1 250 Rand pro 500 ml-Flasche, aber auch hier ist die Gesamtproduktion begrenzt und variiert je nach Jahrgang zwischen 12 000 und 35 000 Flaschen.

Dazu gehört, dass erfolgreiche Marken im Idealfall einen differenzierten Nutzen versprechen, der von der Konkurrenz nicht angesprochen wird und da fällt einem sofort Chateau Musar ein – ob man die Stilistik mag oder nicht, seine libanesische Herkunft ist ein wesentlicher Bestandteil seiner Identität und hilft mit, sich in der Weinwelt abzuheben. Größen wie Diemersdal, Hamilton Russell, La Motte, Meerlust und Paul Cluver erzielen beachtliche Jahresumsätze zu nicht unerheblichen Preisen, aber sie alle haben sich mehr oder weniger dafür entschieden, mit Sorten und Stilen zu arbeiten, die auch anderswo auf der Welt leicht erhältlich sind.

 

Chenin Blanc und Pinotage, eine südafrikanische Spezialität


Was ist mit Chenin Blanc und Pinotage, höre ich Sie fragen. Die intrinsischen Vorzüge von Chenin Blanc sind offensichtlich, aber es ist schwer vorstellbar, dass Chenin Blancs in sehr großen Mengen zu einem sehr hohen Preis hergestellt werden, einfach weil es eine weiße Rebsorte ist – obwohl Bellingham, Kleine Zalze und Spier es versuchen. Was den Pinotage angeht, so waren die Qualitätsverbesserungen in den letzten zehn Jahren so, dass er kein Gespött mehr ist, aber viele Kommentatoren und Verbraucher bleiben ihm gegenüber voreingenommen. Vorerst bleibt Pinotage wohl eher eine regionale Kuriosität als die Speerspitze südafrikanischer Spitzenweine.

Die Natur verabscheut ein Vakuum, wie das Sprichwort sagt, und eine jüngste Entwicklung, die darauf hindeutet, dass SA-Wein auf dem Weg zu einer Luxusmarke sein könnte, die in bedeutenden Mengen hergestellt wird, ist die Übernahme der Helderberg-Immobilie von Alto durch das deutsche Unternehmen LVS Capital, den Hauptaktionär von Ernie Els WinesAlto Rouge hat ein starkes Erbe, das noch nicht ganz vergeudet wurde, die Volumina sind mit rund 600 000 Flaschen pro Jahr bereits beachtlich und die jüngsten Jahrgänge waren qualitativ mehr als solide.

Ende letzten Jahres gab es auch auf der Paarl-Seite des Simonsbergs interessante Ereignisse, bei denen zuerst bekannt wurde, dass Backsberg teilweise an einen mysteriösen Käufer verkauft und dann Plaisir de Merle von der Familie Jordaan vom Bartinney Wine Estate aufgekauft wurde. Es steht zu vermuten, dass ein Großteil dieses Landes irgendwann zu Boutique-Hotels und Luxuswohnungen werden wird, aber es gibt auch einige hübsche Weinberge, die besonders auf Plaisir gepflanzt sind – wohin diese Trauben gehen sollen bleibt bis auf Weiteres offen.




 


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